A Vampire Heart - (RP Char Temujin)

  • A Vampire Heart


    The frailty of a vampires heart is considered to be based on the question whether the creature caught a glimpse of the abyss, or became the abyss itself.




    Die Nacht wäre fast klar gewesen, hätten nicht ein paar dünne, fast durchsichtige Wolken am Himmel ihre raschen Bahnen gezogen. Das Dunkel war von unzähligen Sternen durchzogen, unendlich weit entfernt und dennoch deutlich auszumachen. Die Welt wäre pechschwarz gewesen und der Beweis ihrer Existenz nur mit Mühe gelungen, wenn nicht das Licht des Mondes hernieder geschienen hätte, um alles in einen fahlen Schimmer zu tauchen. Die Wiesen und Felder waren gut zu erkennen, die Schatten des Mondlichtes scharf und doch von einer leichten Surrealität behaftet, in der sich die Konturen verloren, wann immer eine Wolke vorüber zog. Das Rauschen des Flusses, der an dieser Stelle in mehrere kleine Bäche mündete, dominierte die Stille des Landes und setzte sich ebenso endlos fort wie das leichte Säuseln des Windes durch die Gräser und Büsche am Rand des nächsten Baches. Die Sterne, der Mond und sogar die seidenen Wolken spiegelten sich im Bach als verzerrtes Bild ihrer selbst wider und bildeten einen unheimlichen Kontrast zu den klaren Formen am Himmelszelt. Weit und Breit schienen sich keine Lebewesen zu befinden, die Welt gehörte ganz dem natürlichen Schauspiel. Ein Baum stand an dieser Stelle am Rande des Baches und warf seinen Schatten weit über das Wasser und die angrenzende Wiese.


    In diesem Schatten, völlig unberührt vom Licht des Mondes, lag ich bis zum Hals im Wasser des Baches und starrte mit offenem Mund die Sterne am Himmel an, mein Haar leicht vom Wind gewogen. Mein Nacken ruhte auf dem feuchten Gras am Rande und meine Arme legten sich ausgebreitet über die Steine, die sich unter Wasser befanden. Rutschig waren sie, und ich hätte gewettet, dass sie sich sehr kalt anfühlten, ebenso wie das Wasser, dass über mich hinweg strömte und mein offenes, schwarzes Hemd über meine bleiche Haut streichen liess. Ganz allein war ich an diesem Ort, doch das war durchaus nichts Ungewöhnliches wenn man bedachte, dass ich die Gesellschaft anderer Lebewesen so weit vermied wie nur irgend möglich. Doch das war nicht immer so gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der war alles anders gewesen. In der war ich jemand anders gewesen. Ein leichtes Lächeln umspielte wohl meine Lippen, ungesehen und bald verschwunden.


    Ich wusste nicht, wie lange ich schon da lag, seit dem ich von dem Fluss in den Bach gespült worden und in dem flacheren Gewässer hängen geblieben war. Doch langsam überkam mich ein Gefühl, das einzige Gefühl zu dem mein Körper noch fähig war. Unter großer Anstrengung hob ich mich aus dem Wasser, die Tropfen rannen meinen Oberkörper herab und mein Hemd klebte förmlich an mir. Ich wollte es auswringen, doch das war nicht so leicht. Seufzend sah ich an mir herunter und strich vorsichtig über meine Brust. Mit einem Ruck zog ich das Kurzschwert heraus, dass noch immer darin steckte, und warf es achtlos in den Bach. Den abgebrochenen Speer, der in meinen Bauch gerammt war, zog ich ebenfalls heraus und betrachtete ihn einen Moment, bevor ich ihn ebenfalls in das Gewässer fallen liess, damit ich endlich mein Hemd ausziehen und es auswringen konnte, während ich mit gemächlichen Schritten aus dem Wasser stieg.


    Da ich mir nicht sicher war, wie lange ich im Fluss getrieben war, konnte ich auch nicht genau bestimmen wo ich mich nun befand, wie weit ich von dem letzten Ort weg war, den ich gezwunger Maßen besucht hatte, oder wie weit es zum nächsten Ort war. Doch eines war mir absolut klar. Ich würde einen Ort finden müssen, denn das Gefühl in meiner Brust trieb mich in die Nähe von Menschen und brachte mich somit in ein Dilemma. Wann immer es mir möglich war, vermied ich die Menschen. Sie fürchteten sich vor mir, und das nicht ohne Grund, und ich fürchtete mich vor ihnen, eher aus misanthropischen Gründen. Doch ich konnte nicht anders, ich musste von Zeit zu Zeit ihre Behausungen aufsuchen, mich in ihre geschützten Dörfer begeben und mich der Gefahr aussetzen. Ich hatte kein Wahl. Das Gefühl war zu stark.


    Der Durst trieb mich immer weiter in den Abgrund.


    Und so bewegte ich mich auch dieses Mal zielstrebig in der Nähe des Baches entlang um eine Niederlassung der Menschen ausfindig zu machen. Zwar würde ich eine Zeit mit dem Gefühl leben können, doch ich wollte versuchen noch in dieser Nacht meinen Durst zu stillen. Die Löcher in meinem Oberkörper berührend erinnerte ich mich daran, dass meine letzte Nahrungssuche nicht von Erfolg gekrönt gewesen war. Ich war auf massiven Widerstand gestoßen, doch den konnte ich ihnen nicht verdenken, schliesslich war ich selbst einmal nicht allzu angetan von der Art gewesen, in der ich mein Überleben sicherte. Wenn man es Leben nennen konnte.


    Gedankenverloren wanderte ich am Bach entlang, stiess auf kleine Waldstücke, Wiesen und Felder, die mir verrieten, dass sich in der Nähe in jedem Fall eine Siedlung befinden musste. Zwar rechnete ich nicht damit, dass ich in der Nacht jemanden ausserhalb seiner Behausung antreffen würde, dennoch bewegte ich mich vorsichtig im Schatten der Bäume voran, als ich einen unverwechselbaren Geruch aufnahm. Er hing in der Luft und okkupierte für einen kurzen Moment alle meine Sinne. Eine junge Dame, vielleicht gerade mal zwanzig Jahre alt und in guter, körperlicher Verfassung. Ich konnte sie nicht sehen, doch sie musste sich in der Nähe befinden, denn ich konnte es riechen. Ich konnte ihr junges Blut riechen, wie es in ihren Adern zirkulierte, seinen unverkennbaren Geruch durch ihre feinen Poren verbreitete und mich fast um den Verstand brachte.


    Ich riss mich zusammen und bewegte mich vorsichtig in die Richtung, in der der Geruch zunahm, bis ich am Waldrand eine Siedlung erkennen konnte, in der nur noch wenige Lichter brannten. Die Gerüche waren verschwommen, nur den der jungen Frau konnte ich ganz deutlich wahrnehmen, also nahm ich an, dass sie sich ausserhalb der Gebäude befand. Mit Bedacht schlich ich mich an der Dorfmauer vorbei, vor mir taten sich vielleicht fünfzehn Häuser auf, von denen nur in dreien Kerzenlicht schien. Ich hielt mich im Schatten der Bauten versteckt und arbeitete mich langsam vor, bis ich das Objekt meiner Begierde entdeckte.


    Sie stand an einem Brunnen, und holte gerade das Seil ein, an dem wohl der Eimer befestigt war, in dem sich Wasser befand. Ganz allein war sie, niemand hatte sie begleitet um auf sie zu achten. Diese Gegend musste sehr ruhig sein, denn wenn nicht Wesen wie ich ihr Unwesen trieben, waren es des Nachts meist Wölfe und andere Räuber die den Schutz der Dörfer notwendig machten. Der Brunnenplatz war offen, und ich konnte es nicht riskieren, mich ihr durch das Mondlicht zu nähern, also wartete ich ab. Einen weiteren Fehlschlag wollte ich nicht riskieren. Bald hatte sie den schweren Eimer heraufgeholt und trank sogleich einen Schluck des Wassers, bevor sie den Rest in einen Krug goss und den Eimer am Rand abstellte. Mit präzisen Bewegungen griff sie nach dem Krug und hielt ihn mit beiden Armen fest, er schien schwerer zu sein als der Eimer, jedoch hielt sie einen Moment inne um sich umzusehen. Ihr Gesicht war leicht ängstlich, und sie sah in meine Richtung. Durch meine Erfahrung wusste ich, dass ich in dem Schatten in dem ich mich befand für ihre Augen absolut unsichtbar war, also verhielt ich mich ruhig, bis sie sich genug umgesehen hatte und langsam den Platz gen Norden verlassen wollte.


    Ich wartete einen Moment und folgte ihr dann, mich stehts im Schatten haltend. Ich musste den Moment abpassen, indem sie sich selbst im Schatten befand. Sollte dieser nicht eintreten, so würde ich einfach besonders vorsichtig vorgehen müssen.


    Meine Gedanken irrten umher, während ich ihr durch die weiten Gassen des Dorfes folgte. Wieso hatte man eine junge Frau des Nachts allein zum Wasser holen geschickt? Wer tat so etwas? Gab es keine Männer in diesem Dorf, die diese Aufgabe übernehmen konnten? Oder lebte die Frau gar alleine? Ich war mir nicht sicher, welche Antwort ich auf diese Frage für wahrscheinlich halten sollte. Ihr Geruch war besonders, es schien ihr trotz der harten Zeiten, in denen sich dieses Land befand, recht gut zu gehen. Sie war nicht abgemagert und ihre Haut wies keinerlei spuren von mangelnder Pflege oder falscher Ernährung auf. Ihr Blut roch so nahrhaft, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Nach dem Konsum würde ich eine lange Zeit damit auskommen können und das beruhigte mich doch ungemein.


    Das war die Art, auf die Wesen wie ich lebten. Wir lebten, indem wir das Leben anderer nahmen. Menschen sahen diesen Akt als kriminelle, oder gar feindseelige Handlung an. Doch dem war nicht so. Wie ein Wolf ein Schaf tötet um sich und seine Jungen zu ernähren, so musste ich einen Menschen töten um nicht selbst zu sterben. Ich hatte keine persönliche Beziehung zu meiner Beute, ich jagte um zu überleben, so wie es die Menschen auch taten. Doch weil wir ihnen äusserlich ähnlich waren, betrachteten sie uns mit Hass und Furcht. Zwar konnte ich es ihnen nicht verdenken, dennoch machten sie einen Fehler, indem sie uns zu sehr menschliche Eigenschaften zuwiesen. Doch wir waren keine Menschen. Wir waren Vampire. Und wir jagten Menschen um zu überleben. Kein Hass trieb uns an, keine Abscheu gegenüber den Menschen. Es war der Wille zu überleben, der Wille andere Wesen zu töten um den Fortbestand der eigenen Rasse zu sichern. In der Natur war dieser Wille fest verankert und somit waren wir nicht Anders als etwa ein Frosch, der eine Fliege verspeist. Nur waren wir wesentlich eleganter.

  • Ein erneutes, leichtes Schmunzeln huschte über mein Gesicht, als ich erkannte, dass die Dame gerade dabei war sich der Tür eines Hauses zu nähern. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und huschte schneller, jedoch immer noch genau so lautlos, hinter ihr her, um sie noch vor dem Erreichen der Tür zu erhaschen und meine Mahlzeit nicht entkommen zu lassen. Ich wollte wirklich vermeiden in ein Haus einbrechen zu müssen. Das Fenster war hell erleuchtet und so riskierte ich es, mich daran vorbei zu bewegen ohne mich zu ducken, da man mich von draussen ohnehin nicht sehen konnte solange ich im Schatten blieb. Doch plötzlich sah ich etwas, aus dem Augenwinkel, als die junge Frau die Tür fast erreicht hatte.


    Ich hielt inne.


    Mein Blick wandte sich zur Seite und ich sah durch das Fenster in das erleuchtete Zimmer. Auf dem Tisch stand ein schwerer Kandelaber, eine kleine Mahlzeit war aufgedeckt, und zwei kleine Kinder saßen jeweils links und rechts von einem älteren Mann, der ihnen mit großen Gestiken etwas erzählte. Die junge Frau berührte die Tür und sah sich noch einmal um, doch ich stand einfach nur da. Ich war nicht fähig mich zu bewegen, ich war nicht fähig Schutz zu suchen. Sie sah mich direkt an, und ich sah vom Fenster ab, direkt in ihre braunen Augen. Ihr Blick musterte mich von oben bis unten, ich konnte ihn fast spüren. Ohne eine Miene zu verziehen stand sie beinahe eine Ewigkeit dort, die Hand an die Tür gelegt, ihre Blicke auf mich gerichtet, den Krug unter den anderen Arm geklemmt.
    Doch sie schrie nicht um Hilfe. Sie nahm sich viel Zeit um mich zu mustern, meine schwarze Kleidung und Haare, meine bleiche Haut und meine dunklen Augen. Keine Hektik durchzog ihre Bewegung, als sie sich schliesslich von mir abwandte und langsam die Tür aufschob, um das Haus zu betreten. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, konnte ich sie in den Raum treten sehen, in dem der alte Mann mit den Kindern saß. Ihm fehlten beide Beine. Bevor sie den großen Krug hinfort trug, füllte sie einen kleineren, den sich der alte Mann griff um die Becher, die auf dem Tisch standen zu füllen. Alle tranken etwas von dem Wasser, bevor der Mann weiter erzählte, mit leuchtenden Augen und weiterhin abenteuerlich gestikulierend. Mit ebenso leuchtenden Augen folgten die Kinder seiner Erzählung. Es war sicher etwas Besonderes für sie, dass sie so lange wach bleiben durften. Die junge Frau kam zurück und setzte sich zu den Anderen an den Tisch. Bald brachen alle in Gelächter aus. Ich blieb eine halbe Ewigkeit vor dem Fenster stehen, selbst als das Licht gelöscht wurde und alle in ihre Betten gingen.


    Der Geruch des köstlichen Blutes hing noch immer in der Luft.


    Langsam wandte ich mich ab und schlug einen Weg ein, das Dorf zu verlassen. Heute würde es für mich keine Mahlzeit geben, denn etwas war mir aufgefallen. Es mochte sein, dass sich meine Gründe zu töten nicht von denen eines Frosches unterschieden. Jedoch hatte ich wohl doch etwas, dass dem Frosch fehlte. Mitgefühl.


    Ein beinahe allzu menschlicher Zug, der mich dort beschlich.


    Ich musste lachen, als ich über das Feld hinter dem Dorf gen Wald wanderte. So verblasst die Erinnerungen an mein menschliches Dasein auch waren, verleugnen konnte ich meine Herkunft wohl nicht. Ich war nicht sicher, wo ich morgen einkehren würde. Doch in einem war ich mir absolut sicher. Ich würde zurück kehren. Die Existenz als einsamer Vampir war beizeiten doch sehr anstrengend.


    Und als ich so meinen Weg ging, schien der Mond auf mich hinab und liess meinen Schatten beinahe genauso surreal zurück, wie den der Gräser und Bäume.